Auf ein Wort
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„Euch ist heute der Heiland geboren!“ (Lukas 2:11) Liebe Leser, Andacht „Die Sehnsucht des Herzens“ Weihnachten – das ist mehr als Lichterglanz und Musik, mehr als Geschenke und gutes Essen. In dieser Zeit regt sich etwas in uns, das tiefer ist: die Sehnsucht des Herzens. Es ist die Sehnsucht nach Geborgenheit – nach einem Ort, an dem wir sein dürfen, wie wir sind. Die Sehnsucht nach Liebe und Nähe – nach Menschen, die uns verstehen und halten. Die Sehnsucht nach Frieden – mitten in einer Welt voller Unruhe und Streit. Und auch die Sehnsucht nach Sinn und Hoffnung – danach, dass das Leben mehr ist als Alltag und Pflicht. All diese Sehnsüchte führen uns zur Krippe. Dort liegt ein Kind – klein, zerbrechlich, aber erfüllt von göttlichem Licht. In diesem Kind antwortet Gott auf unsere Sehnsucht. Nicht mit Macht, nicht mit Pracht, sondern mit Zuwendung. Mit einem Blick, der sagt: Ich bin da für dich. Auf einem Berliner Weihnachtsmarkt stand vor Jahren eine kost- bare Krippe aus Murano-Glas. Fein gearbeitet, zart und durch- sichtig – ein Kunstwerk aus Licht und Zerbrechlichkeit. Doch eines Tages geschah ein Unglück: Die Glasscheibe der Vitrine zerbrach, fiel hinab – und zerschlug die kleinen Figuren. Maria, Josef, das Kind – nur noch Scherben. Ein trauriges Bild. Und doch ein starkes Gleichnis für das, was viele Menschen heute empfinden: Wie vielen ist die Weihnachts- freude zerschlagen! Sie stehen vor den Trümmern ihrer Kinder- weihnachtsträume – enttäuscht, müde, verbittert. Sie können Weihnachten nicht mehr so feiern wie früher, als alles noch unbe- schwert war. Aber vielleicht – ja, vielleicht –können wir die Weihnachtsbot- schaft gerade jetzt besser verstehen. Ohne bunte Krippenfiguren, ohne den Glanz vergangener Tage. Denn Weihnachten gilt nicht nur den Fröhlichen, sondern auch den Zerbrochenen. „Euch ist heute der Heiland geboren,“ sagten die Engel damals den Hirten, was uns allen Menschen betrifft, weil „große Freude wird allem Volk wiederfahren.“ Das heißt doch: Da ist einer gekommen, der helfen will, der heilen kann, was in unserem Leben zer- brochen ist. Er kommt nicht in Glanz und Stärke, sondern in Schwäche und Liebe. Er kennt unsere Sehnsucht nach Frieden, unsere Wunden, unsere Unruhe. Und er sagt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Mat- thäus 11:28) Weihnachten bedeutet: Gott sieht unsere Sehnsucht – und er kommt uns entgegen. Er wird Mensch, damit wir nicht allein bleiben mit unseren Scherben und unserer Müdigkeit. Er wird Licht, damit unsere Dunkelheit hell wird. Er wird Liebe, damit unsere Herzen wieder warm werden. So dürfen wir glauben: Selbst das Zerbrochene kann leuchten – im Licht von Bethlehem. Gebet Lieber Gott, du kennst die Sehnsucht in unseren Herzen – nach Frieden, nach Liebe, nach neuem Leben. Du siehst, was in uns heil ist und was zerbrochen. Du siehst die Scherben unserer Träume, die Müdigkeit unserer Herzen. In der Stille dieser Nacht kommst du zu uns – leise, menschlich, zärt- lich. Du teilst unser Leben und schenkst uns neues Vertrauen. Mach unser Herz weit, dass dein Licht darin Raum findet und wir selbst zu Boten deiner Liebe werden. Amen. Segen Gott segne dich und behüte dich. Er heile, was in dir zerbrochen ist, und stärke, was müde geworden ist. Er schenke dir sein Licht, wenn du Dunkelheit spürst, und seinen Frieden, wenn Unruhe in dir wohnt. So segne und begleite dich der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Evangelische FriedenskirchengemeindeHochsauerland
Pfarrerin Dr. Sandra Gintere